Kaltenberger Rittertour Als Ziel der jährlichen Bike-Tour der Mittwochsrunde wurde diesmal Schloss Kaltenberg und sein weitbekannter Biergarten auserkoren. 15 Radler und Radlerinnen haben sich am Clubheim eingefunden, um an der Kaltenberger Rittertour teilzunehmen. Exponentiell zunehmend ist die Anzahl an E-Bikes. Per purer Muskelkraft angetriebenen Gefährte geraten langsam zu Auslaufmodellen. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto geht’s auch pünktlich um 10 Uhr los.
Bei idealem Ausflugswetter erreichen wir über den Kreisverkehr an der B2 den Lechdamm. Nach 9 Kilometern steht als ersten Aussichtspunkt die Lechstaustufe 23 an. Allen ist der Blick über den Mandichosee natürlich bekannt, trotzdem kann man sich immer wieder daran erfreuen. Vornehmlich dient der Stausee der Wasserkraftgewinnung und der Erholung. Ist der See voll gestaut, hat er eine Wasserfläche von ungefähr 160 Hektar. Bei gutem Wind sind hier Surfer und seit einigen Jahren auch zunehmend SUP-ler in ihrem Element. Bis 2003 hieß der Stausee ganz lapidar Lechstaustufe 23. Erst 2003 benannte man ihn nach dem Bayern-Fürsten Mandicho um, der das 2 km entfernte Merching gegründet haben soll.
Wir verlassen die Dammkrone wieder und ziehen auf dem Radlweg Richtung Westen weiter. Nach einem Kilometer biegen wir nach links auf den Weg an den mittlerweile schön ausgebauten Lochbach ein, der auch von weiteren Ausflüglern gut frequentiert wird. An der Lechstaustufe 22 in Höhe Unterbergen wechseln wir wieder auf die gegenüberliegende Lechseite zurück. Die Kraftwerksanlage wurde 1982 fertiggestellt, eine Straße führt über das Kraftwerk. Lechaufwärts liegt hier ebenfalls ein Stausee, der aber wegen seiner nichtöffentlichen Straße nicht sehr frequentiert ist und daher nur von Enten und einer riesigen Schar an Schwänen bevölkert ist.
Eine schmale geteerte Straße ohne jeglichen Verkehr führt uns etwas abseits des Lechs südwärts nach Prittriching mit anschließender Ortsdurchquerung. Edgar hat die Strecke ausgesucht und ist auch unser Scout. Meist über Radwege oder zumindest verkehrsarme Straßen geht es weiter durch die kleinen Ortschaften Winkl, Pestenacker, Unfriedshausen und Edelstetten nach Kaltenberg.
Der riesige Parkplatz, der benötigt wird, wenn das berühmte Kaltenberger Ritterturnier an drei Juli-Wochenenden durchgeführt wird, ist heute komplett leer, die Turnierserie ist vor wenigen Tagen beendet worden. Luitpold Prinz von Bayern hat die mittelalterliche Ritter-Stunt-Show 1980 ins Leben gerufen. Vor und nach dem Ritterturnier wird in der Arena und auf Open-Air-Bühnen rund um das Schloss ein Rahmenprogramm mit Musikern, Tänzern, Jongleuren, Geschichtenerzählern, Hexen, Hofnarren u. ä. dargeboten. Auf einem mittelalterlichen Markt präsentieren Werkstätten entsprechende Handwerke.
Im Jahr 1976 übernahm Luitpold von Bayern die Königlich Bayerische Bierbrauerei in Kaltenberg. Bei einem Aufenthalt in London stieß er auf ein historisches Kampfspektakel im Burggraben des Towers of London, bei dem mittelalterliche Kämpfe inszeniert wurden. Daraufhin fragte er bei den Briten an, ob sie anlässlich der 800-Jahr-Feier der Dynastie Wittelsbach nach Kaltenberg kommen wollen. So wurde am 15. Juni 1980 das erste Kaltenberger Ritterturnier mit 16 englischen Rittern durchgeführt. Im zweiten Jahr kam ein Marktplatz als Erweiterung hinzu. Im dritten Veranstaltungsjahr errichtete man eine Tribüne. Ab 1985 wurde die heutige befestigte Wettkampfanlage errichtet. Durch Abgraben eines Wiesenhanges entstand die 70 Meter lange und 30 Meter breite Arena mit fast 10.000 Sitz- und 3.000 Stehplätzen. Momentan sind Arbeiter gerade mit dem Abbau des letzten Turniers beschäftigt, aber alle Bauten können ungehindert besichtigt werden.
Im Biergarten der Kaltenberger Brauerei sind zwei Tische für uns reserviert, mit leckerem Essen und hervorragendem Gerstensaft können wir unsere Speicher wieder aufladen. Anschließend drehen wir noch eine Runde in den Schlosshof. Erbaut wurde die Urversion des Schlosses ab 1292. Die heutige vierflügelige Anlage wurde im Zuge eines Umbaus 1841 erbaut. Der Kernbau des Westflügels geht auf die Landsberger Jesuiten ins 17. Jahrhundert zurück. 1954 wurde Schloss Kaltenberg von der Familie der Wittelsbacher gekauft und ist bis heute bewohnt. Eigentümer ist Luitpold Prinz von Bayern, der Urenkel des letzten bayerischen Königs, Ludwig III.
Über Walleshausen und Pestenacker führt unser Rückweg wieder verkehrsarm auf ausgesuchten Sträßlein nach Prittriching zurück, wo wir wieder auf identischem Weg über den Lech ins Clubheim gelangen. Dort lassen wir unsere 7. Radltour und den wunderbaren Tag noch gemütlich auf der Terrasse ausklingen und freuen uns bereits auf die nächste Auflage. |