Scherneck und back
Bei der jährlichen Radltour der Mittwochsrunde gibt es wieder eine neue Rekordbeteiligung. 22 Teilnehmer erfreuen sich an dem Ausflug nach „Scherneck und back“. Erstmals begrüßen dürfen wir heuer Chris und Willi.
Wir starten direkt am Clubheim und ersparen uns eine Autoanfahrt wie in den letzten Jahren. Bei bestem Ausflugswetter geht es über Mergenthau und Kreisverkehr B2 direkt an den Lechdamm. Fast schon Tradition ist auch eine Panne bereits zu Beginn unserer Tour. Wolfgang und Willi kommen nicht nach. Willi’s Leihradl (ausgeliehen von Wolfgang) verliert bereits bei der Abfahrt auf dem Vereinsparkplatz den Gepäckträger mitsamt Inhalt. Im Clubheim findet sich schnell Hilfe, die fehlenden Schrauben werden mit Kabelbindern ersetzt.
Nach 6 Kilometer nehmen wir am geschichtsträchtigen Augsburger Hochablass Nemo mit in unsere Gruppe auf. Vor 105 Jahren weilte hier noch der bayerische König Ludwig III. Eine Visite des 1912 fertiggestellten neuen Hochablasses und des Floßhafens durfte in seinem Besuchs-Programm nicht fehlen. Am 9. Juni 1914 traf er mit seiner Ehefrau Maria Theresia und seinen fünf Töchtern mit einem Sonderzug am Augsburger Hauptbahnhof ein. Nach einer Stadtrundfahrt besichtigte die Königsfamilie den Lechwehrbau am Hochablass. Neben einem inszenierten Volksfest war auch das Durchlaufen von Flößen in der Floßgasse als Attraktion vorgesehen.
Obwohl die Flößerei um diese Zeit keinerlei Bedeutung mehr hatte, waren beim Neubau des Hochablasses auch Floßhafen und Floßgasse aufwendig erneuert worden, was sich bald als eine Fehlinvestition herausstellte. Auf dem Lech, der 1865 mit über 4.300 Flößen die größte Anzahl in seiner Geschichte zu verzeichnen hatte, wurden 1910 noch ganze 21 Durchfahrten registriert. Die Stadt täuschte den bayerischen Monarchen über den aktuellen Stand der Dinge hinweg: Für den besonderen Anlass aktivierte man zwei Flößermeister, um dem König das Schauspiel einer intakten Flößerei zu vermitteln. Dem Kini gefiel's. Nach diesem Tag passierte aber kein weiteres Floß mehr den Augsburger Hochablass.
Schnurstracks immer am Lech entlang geht es für uns weiter. An der A8 unterqueren wir nach 15 km die knallrote Autobahn-Lechbrücke die seinerzeit spektakulär per Hilfspfeiler über den Fluss und an die richtige Stelle geschoben wurde. Mitte Dezember 2007 wurde sie komplett fertig, für den Verkehr freigegeben. Bei einem Wasserstand des Lechs von 6 Meter erreicht das Wasser die Unterkante der Konstruktion. Eine erste Brücke an dieser Stelle wurde 1935/1936 im Zuge des Autobahnbaus errichtet.
Wir passieren die Deponie-Nord, die heute ein Naherholungsgebiet mit 2,5 km Wanderwegen ist. Die Aussicht über Augsburg ist auf dem Müllberg großartig. Das wäre eigentlich auch für uns ein schöner Abstecher gewesen, haben wir aber vergessen einzuplanen. Anschließend geht es in die Auwälder. Hier am nördlichen Lech bestimmt die Grauerle das Bild, dazu noch verschiedene Weiden-, Pappel- und Straucharten. Auch Wilder Hopfen ist zu finden. Die Strecke ist hier wunderschön, auch super zu radeln.
Nach 20 km verlassen wir den Lech, es geht Richtung Anwalting auf Asphalt weiter. Bevor wir unsere wohlverdiente Mittagspause im Biergarten von Schloß Scherneck einnehmen können, wartet noch eine kleine Herausforderung auf uns. Auf einem Kilometer sind 50 Höhenmeter bis ans Eingangstor zu bewältigen. Drei Tische sind reserviert, ansonsten würde es schlecht ausschauen bei dem Traumwetter. Wir genießen das leckere Angebot des Biergartens. Schon 1719 wurde im „Mayrischen Brauhaus zu Scherneck“ Bier gebraut, 2014 übernahm das die Schlossbrauerei Unterbaar. Rund 2000 Hektoliter, vorwiegend Helles und Dunkles werden dort nach dem Spezialrezept der Schlossbrauerei Scherneck gebraut.
Gut gestärkt machen wir uns auf den Rückweg, diesmal wählen wir aber die Route an der Friedberger Ach entlang. Über Mühlhausen gelangen wir zum Derchinger Baggersee. Wir benötigen dringend ein Break. Lisa-Marie, Willis Tochter läuft in Berlin das Finale über 400 Meter Hürden um die Deutsche Meisterschaft, da will er natürlich am Handy live dabei sein. Das klappt, dank Powerbank. Das ZDF überträgt aber nur die letzten Meter. Lisa-Marie wird Sechste.
Über Derching, Wulfertshausen und Friedberg landen wir zum Abschluss im Parkstüberl im Reiterhof. Das Timing passt optimal, unsere Plätze sind wieder reserviert, so kann der Tag noch gemütlich ausklingen. Über 50 km stehen auf unseren Tachos und der Durst ist groß. Auch unsere vierte Bike-Tour ließ kaum Wünsche offen, so könnten wir nächstes Jahr bereits ein kleines Jubiläum feiern. Auf ein Neues. Prost!
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